Straßen-Weltmeisterschaften (Hobby-Radwelt-Pokal)

Red Radwelt-Pokal der Hobbyklasse – Straßen Weltmeisterschaften – Rennbericht von Jörg Haberich

Was davor geschah oder Optimale Vorbereitung zur Hobby Weltmeisterschaft bzw. Radweltpokal

„Vorbereitung ist das halbe Leben“ denkt man sich und dann kommt es anders: 3 Wochen mit einem äußerst hartnäckigen Husten und Schnupfen verbracht und davor auch noch eine Woche Urlaub gehabt mit Duathlon: Bier & Strand und zurück. Manchmal umgekehrt, aber immer schön im Wechsel und keinen Ruhetag eingelegt. Klimaanlage dazu. Fertig ist die halbe Bronchitis.

Zuhause auskuriert und eine Woche schön Spitzen gesetzt: Eine RTF bis zum Krampfversagen gefahren (3 Tage Rad am Stück nach 4 Wochen Pause – keine gute Idee…) und mal wieder die „Bude gerockt“ (Schmitzebud, Kölner Treffpunkt um 9:30h jeden Sonn- und Feiertag am Rather Mauspfad 2, 51107 Köln).

Voller Elan. Aber: An der gleichen Stelle abgehängt worden.  Wie immer an dieser Stelle. Wie immer, wenn ich die Bude fahre: Heißt das aber jetzt, ich bin gut in Form und habe die 4 Wochen gut verdaut oder heißt das jetzt ich bin schlecht drauf? Wird sich zeigen….

Der Radweltpokal oder die Rad Weltmeisterschaft der Hobbies oder des Championships oder des Masters Cycling Classics ergibt bis jetzt keine Logik. Weder Name, noch Art noch die Webseite ergibt Aufschluss. Radweltpokal für Fahrer auch ohne Lizenz. Oder nur ohne Lizenz? Ich habe eine C-Lizenz…: Dürfen da also auch welche mitfahren die eine A-Lizenz haben? Dann die Masters Cycling Classics mit Lizenz: Aber egal, welche Lizenz? Und wer ist denn am Ende Weltmeister? Fragen über Fragen aber egal: Weltmeister der Herzen ist das Ziel… Kann also losgehen. Die letzten spannenden Tage…

 

17.08. Locker aus der Hüfte

Drei Tage vor Rennbeginn: Nachdem ich den Vortag 135 Km gefahren bin – davon die letzten Km noch mit einem Teamkollegen, der mich richtig „frisch gemacht hat“ – habe ich mir die Ruhe verdient. Wenn nicht das Quietschen da wäre. Das Quietschen höre ich am Berg, den ich sonst immer gefühlt doppelt so schnell hoch fahre. Eine Stunde soll meine Tour heute nur sein: Laktat ausschwämmen und Beine lockern. Im Bergischen Land, regenerativ immer wieder eine Herausforderung, wenn man nicht ein Tal hoch und runter und hoch und runter fahren will. Doch das Quietschen nervt. Kann es aber dann doch eindeutig zuordnen: Es ist das e-Bike mit einem 50+ strahlend oben drauf, welches mich mit leichtem, beschwingtem Summen überholt. Schön aufrecht sitzend eine Schande für jeden Racer. „Bin ich denn noch ein Racer?“ denke ich bei mir und fahre schwer atmend meinen Tritt weiter.

Zuhause angekommen waren es dann doch 1,5 Stunden (hätte ich sonst bestimmt in einer Stunde geschafft…). Eiweiß-Shake. In die Sonne gelegt. Klappe.

 

18.08. Ruhetag

Mein soziales Netzwerk erst mal einmotten: „Nein, ich fahre heute nicht!“. Unverständnis. Entrüstung. Revolution! Ich werde beschimpft und beinahe mit Pokémons gesteinigt… Und auch ich ärgere mich: Schönstes Wetter aber wenn ich noch was draufsetze, dann brauche ich mich am Samstag erst gar nicht draufzusetzen (auf mein Rad). Die Gedanken kreisen: Youtube liefert mir auch heute viele Details, und weiterführende Informationen, die in der Tiefe und Breite eine wunderbare Ergänzung ergeben und mir am Ende KEIN BISSCHEN helfen: Ein Hobby fährt da mit dem Rad auf Youtube die Runde ab und braucht 1,5 Stunden. Erinnert mich an die Zeiten als nachts die ICE-Strecken gezeigt wurden (oder gibt es das noch?). Dann die Damen: Sie fahren die Runde in 1:15h… schon schneller und am Ende lese ich, dass der Schnitt von 42 Km/h den meine Altersklasse letztes Jahr hingelegt hat dann mein Ziel sein soll. Das sind weniger als 3 Stunden für 120 Km… zügig, zügig denke ich mir.

Aber kein Wunder, wo man ja nicht weiß, wer neben einem steht (siehe oben: Wie viele Exprofis sich wohl angemeldet haben und neben mir stehen…). Was mir aber bei den Videos auffällt: Die Strecke ist nicht komplett gesperrt und bei den Damen gab es wohl mindestens eine brenzlige Situation mit einem Auto… na dann viel Spass…. Nervosität wächst. Sagen wir mal Stufe 3 von 10. Eiweiß-Shake. Sonne. Klappe.

 

19.08. LLaaannnggeeee Anreise nach St. Johann

„Mit einem Leuchten durchzuckte der Morgen für einen kurzen Moment“. Will sagen: Kaum 50km gefahren und schon geblitzt. Wohl das letzte Souvenir von Deutschland für die Fahrt nach Österreich. Nach beschwerlichen 8 Stunden Fahrt dann endlich angekommen. In der Pension eingecheckt und schon die semiprofessionellen Autos der Italiener mit mehr Aufklebern als Lack gesehen. Nick Nagel vom Team angerufen. Der war gerade beim 34. Programm seines Compex und so wollte ich zumindest einen Teil der Strecke alleine abfahren.

Fertig gemacht. Losgefahren.

Zuvor noch einem „Spicher“ gegrüßt: Die Herren vom RV Blitz Spich sind natürlich auch da. Huber Höhe hoch. Es rollt schön und den Beinen tut es gut nach der langen Fahrt. Verdaue dabei auch zumindest teilweise meinen Junior Whopper und meinen regulären Whopper, die mir an zwei Stopps „zugeflogen“ sind. Entschließe mich nach dem zweiten Berg doch die ganze Runde zu fahren: Der Rest ist nur noch flach durchs Tal und nicht umsonst Teil des Zeitfahrens eines anderen Tages. Die Abfahrt war steil aber nicht technisch und alles machbar.
In einem ruhigen, gemütlichen Gasthof lassen wir den Abend ausklingen: Nick, Kerstin und ich. Ein Bier durfte sein….

Nick, Kerstin, Jörg
Nick Nagel und Jörg Haberich im hcc Outfit – Special Support Kerstin (ohne die nix geht)

 

20.08. Raceday – Los geht’s!

Relativ gut geschlafen und viel Zeit. Wetter ist super und so geht es zum Abholen der Startunterlagen: Nick und ich holen unsere Unterlagen ab. Kein Check der Personalien. Vertrauen ist angesagt. Es gibt ein Poloshirt und eine Startnummer für das Rad, Rücken oben und Rücken unten. Kein Transponder. Der Österreicher hat ein gutes Augenmaß im Ziel…. „Jo mei, Noine hams abgholt!“ bekomme ich als Antwort darauf, wie viele Starter es gibt…: NEUN STÜCK???? Aber es gibt wohl noch Nachmeldungen. Vom German Cycling Cup ist man da doch mehr gewöhnt. Und als Nick mir sagt, dass die ersten 20 einen Pokal bekommen, stelle cih mich schon auf eine ruhige RTF ein. Sollte aber anders kommen…

Wir fahren zurück und bereiten uns vor. Mein Start um 13:10h. Nick um 13:20h. Ich entschiede mich für die „Minimaldiät“. Getreu nach dem Slogan „Reduce to the Max“ reduziere ich alles, was geht: Nehme KEINE Trinkflasche am Start mit: Die Strategie ist einfach. Am ersten Berg bekomme ich oben eine Trinkflasche und brauche sie nicht den Berg „hoch zu schleppen“. Dann entscheide ich mich, noch spartanischer zu werden: Keine Handschuhe. Keine Socken. Kein Garmin. Kein Brustgurt. Kein Werkzeug. Keine Energieriegel. Kein Ersatzschlauch. Nur ein Notgel dabei. Spare inklusive der fehlenden Trinkflasche am ersten Berg damit 1.033g (das dürften ungefähr die beiden Whopper sein….;-)). Und mit meinem UCI – un-konformen Rad mit 6,6 Kg Gesamtgewicht spare ich so gegenüber jemand, der alleine fährt ohne Helfer an der Strecke und zwei Trinkflaschen braucht bestimmt 3 Kilo am ersten Berg.

Kann losgehen!

Nick und ich fahren zur Startaufstellung. Der Block ist schon voll. Voller Feuerwehrleute, da heute auch die Österreichische Meisterschaft der Feuerwehrleute ist. Vielleicht eher meine Kragenweite? Nick trifft Alexander Bauer von LEXXI (der später das Rennen auch gewinnen wird…). Er ist 6 Jahre älter als ich und eigentlich nicht die Altersklasse, aber startet als Vorbereitung auf seine Altersklasse am morgigen Tag einfach mit und wird wohl 2017 eine Profilizenz lösen… Gut, also doch keine RTF und wer weiß wie viele Ex-Profis hier noch ablungern… Die Feuerwehrleute starten und ich drehe noch eine kleine Runde. Startaufstellung. Sehe die Nummer 41, was beutet, dass mindestens 41 Fahrer da sind… also keine 9. Das Bild war wirklich gemischt: Belgier, Italiener, Polen, Österreicher, Argentinier, und mehr.

Auf einmal eine Stimme links: „Alles Gute Dir!“ Das war Jens Reichardt aus unserem Team. Gefühlt doch wieder ein GCC und ich hoffe, dass es Glück bringt. Startschuss! Wir nahmen Fahrt auf und bummeln die ersten 2 km bis zur Huber Höhe. Teilweise 10%. Am Berg wird es flott und ich komme gerade so mit über die Kuppe. Kerstin hat mir perfekt die Trinkflasche gereicht und ich war früh über jedes Gramm, dass ich nicht dabei hatte. Dann viele Attacken. Einzelne Fahre springen weg. Werden eingeholt. Ich hänge dran und es ist teilweise relativ einfach. Am Wendepunkt bin ich zu weit vorne und es geht eine kleine Gruppe. Ich will nicht ranführen und werde von einem nach dem anderen im Sprint überholt. Auf einmal sind alle vor mir und das Begleitfahrzeug überholt mich ebenfalls!! Mist, jetzt aber ran. Den kleineren Berg fahre ich allein hinter allen her und schaffe es gerade noch mich im Windschatten des Begleitfahrzeuges anzuschleichen und ins Feld zu fahren. Glück gehabt! Aber am Ende mit den Kräften…..

Jörg Haberich beim Radweltpokal in St- Johann
Jörg Haberich beim Radweltpokal in St- Johann

Erhole mich wieder, aber die Attacken werden schärfer und kurz vor der 2. von 3 Runden à 40 km wird es schärfer: In den Berg geht es zu schnell rein. Verpasse den Anschluss und muss reißen lassen. Keine Chance. Sind zu dritt und ein paar Feuerwehrmänner um uns rum. Versuche zu organisieren und wir verfolgen. Verpasse leider einen schön langsam fahrenden Camper: Der Straßenverkehr war ja geöffnet und ohne die Gruppe spürt man das dann schon….. Dann zu 4. unterwegs überholt uns ein Triathlet. Behaarte Beine, aber schnell unterwegs mit Scheibenrad. Wir hängen uns dran. Ist das noch regelkonform? Egal. Wir hinterher für bestimmt 15 km: Ich lobe ihn und feuere ihn an. Er sagt kein Wort. Normal in Österreich oder er versteht meine Sprache nicht… bedanke mich und schaue mich um: Nur noch zu 2. In die letzte Runde: 40km zu 2. Fahren: Super! Wir wechseln uns ab. Ich fahre 1 km und er 100m. Am Schluss kann er gar nicht mehr… Ich führe nur noch und kurz vor dem Ziel lässt er reißen und ich fahre ins Ziel. Wir klatschen ab. Sehe Nick, der nur 2 Runden fahren musste und bin heilfroh.

Ein Nutrixxion – Fahrer kommt und sagt: „Euch sieht man auch überall…!“ Ja, stimmt! Da wir im Stanglwirt einen Tisch reserviert haben, freuen wir uns auf leckeres Essen. Die Anspannung fällt ab.  Nach dem Essen noch eine Runde durch den Ort: Und da sehe ich auf einmal: Ich bin ja 20. Geworden! Also gibt es einen Pokal! (Ich glaube das ist die einzige Veranstaltung, die für die ersten 20 Plätze Pokale hat…) Noch schnell im Dunkeln zur Bühne und schauen ob noch jemand da ist. Von der Orga bekomme ich noch meinen Pokal und sogar ein Bild mit der Hostess auf der Bühne. Ein Busserl gab es keins mehr. Schließlich hatte die Hostess ja schon Feierabend. Von 36 gestarteten Fahrern 20. Platz wovon nur 26 angekommen sind….

 

Zusammenfassung der Straßen-Weltmeisterschaften

Schöne Veranstaltung zu einem fairen Preis. Etwas gemischte Gefühle bei den Mitstreitern, Klassifizierungen und Pokalen, aber eine Reise Wert!
wer Lust hat: http://www.masterswm.org/de/

Offiziell 20. Platz beim Radweltpokal - Der Straßen-Weltmeisterschaft der Hobbies
Offiziell 20. Platz beim Radweltpokal – Der Straßen-Weltmeisterschaft der Hobbies

 

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