„Lass den kleinen Moppel mal fahren, den holen wir schon wieder“, oder „ich mach mir nix aus Podium. Ich sahn‘ die Kohle vorher ab.“
Kurz für die Daten-Freunde: 9:30 Uhr, 2,6 Kilometer-Runde, Zielgerade mit leichter Steigung, 9 Grad, Frisur saß. Nick war bei den Senioren 3/4 (14 Runden) am Start, ich startete ein paar Sekunden vor ihm bei den Senioren 2 (17 Runden).
2 Rennen, zwei völlig unterschiedliche Taktiken.
„Nich‘ lang schnacken, ich lass knacken.“ Unter dem Motto machte Nick im großen, 50 Mann starken Fahrerfeld einen auf Bleifuss und sorgte unter anderem für das von Anfang an sehr hohe Tempo. Das er in den ersten beiden Prämiensprints NUR 3. wurde, konnte „Nick the quick“ natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Deshalb hat er sicherheitshalber den dritten gleich komplett von vorne gefahren. Die gesamte Runde! 2,6 KM lang! Respekt! Prämiensieg, Kohle im Sack, reichte für heute. Es hatte leider nicht geklappt, sich endgültig vom Hauptfeld zu lösen und ja, auch ein Nagel verliert Körner bei solchen Aktionen. Beim Zielsprint war deshalb nix mehr drin. Am Eigelstein wird Bleifuss-Nick nächste Woche dann wieder das Fürchten lehren!
Meine Taktik hieß heute Hardy. Zur Erklärung: in diesem Jahr habe ich mich schon oft genug dämlich angestellt. Nach Prämien gesprintet, wo es gar keine zu gewinnen gab. Schon in der vorletzten Runde den finalen Zielsprint angesetzt. Ich hab keine Peinlichkeit ausgelassen. Da dachte ich mir: „Lerne von den Großen. Fahr einfach mal so lange wie es geht dem Hardy Zimmermann hinterher. Der weiß ja, wie man Rennen fährt.“ Und so ging es los. Hardy fährt im vorderen Mittelfeld. Aha. Ok. Mach ich auch. Es gibt ein paar Ausreissergruppen. Interessiert Hardy nicht die Bohne. Er bleibt cool. Aha. Ok. Bleib ich auch. Wir holen alle ein. Super. Cool bleiben klappt. Prämiensprints? Aha, ok, da hält der Hardy sich auch zurück. Mach ich auch. Gute Idee, denn am Ende hatte ich noch ordentlich Saft in den Beinen. Ich dachte: „so, in der vorletzten Runde probiere ich es mal und reisse aus!“
Ich sehe die 1 auf der Anzeige und höre den Sprecher sagen: „Die letzte Runde!“ Ich frage wild um mich: „ehhh, Leute, ist das etwa schon….???“
„Oh Mann, du Flachpfeiffe“, dachte ich und die anderen vielleicht (ziemlich sicher) auch. Einem Hardy wäre so etwas bestimmt nie passiert. Aber gut, ich bin ja auch der Jens. Aber ich schaltete blitzschnell und mir war sofort klar: „die vorletzte Runde kommt bestimmt nicht mehr, dann probier ich es halt in der letzten!“
Alle waren anfangs der letzten Runde gefühlt schon auf Sprintmodus eingestellt. Das Tempo wurde langsamer. Niemand wollte mehr groß Führungsarbeit leisten. Das war der Moment. Ich zog raus, an allen vorbei. Ich hörte ein kurzes „ups“ aus dem Feld heraus, nach dem Motto: „wo ist denn der kleine Moppel durchgeflutscht?“ Vielleicht war es der „No Name“- Bonus, warum keiner entschieden nachsetzte. Jedenfalls war ich vorn. Vor allen. Allein. Was würde Hardy jetzt tun? Der würde Gas geben. Ok. Dann mach ich das jetzt auch. Im Fernsehen sagen die immer: „nicht umschauen!“ Ok, nein. Niemals! Ok, doch, komm. Einmal umschauen. Zweimal, dreimal. Aber ich sah, dass das Feld nicht mehr groß näher kam. Wie geil ist das denn bitte!? Es wurde die härteste und schönste Runde in diesem Radsport-Jahr. Mit ordentlichem Vorsprung kam ich ins Ziel. Arme hochreißen. Gewonnen! Unfassbar! Das erste Podium. Ich bin mega stolz.
Geile Nummer probiere ich mal am Eigelstein ?
Jens, ich gratuliere dir von ganzem Herzen zu deinem Sieg.
Klasse Leistung! Respekt! Machmal hilft es, einfach mal den „Einstein“ auszupacken.
Es freut uns sehr, alle hier in Xanten, dass du deinen Sieg dem Jürgen widmest.
Lieben Gruß Michael