Race Support Deutsche Meisterschaft – Damen Elite Rennen – Einhausen 30.06.2018

Race Support Deutsche Meisterschaft – Damen Elite Rennen – Einhausen 30.06.2018

„Schaffen wir das?“ Das war die pochende Frage, als wir irgendwo in Hessen in einer Sackgasse stehen und uns anschauen. Wir hatten es versprochen! Evi und ich wollten doch die Mädels der hcc (haberich cycling crew) – Katharina Venjakob und Carmen Burmeister – unterstützen: Für die hcc waren Sie bei der Deutschen Meisterschaft dabei. Nein, nicht Hobby oder Jedermann: Elite Rennen der Damen. Deutschlands beste Damen trafen sich: Halbprofis, Halbamateure, Amateure und jeder der sich traute mit Lizenz.

Und jetzt stehen wir in diesem Ort „Einhausen“, der gefühlt nur aus Sackgassen besteht und schwitzen in unserer Lederkleidung, da wir mit dem Motorrad angereist waren. Wollen doch einfach nur Trinkflaschen reichen. Bei der DM gibt es da aber – wie bei der Tour de France ja auch – die sogenannten „Verpflegungszonen“: ca. 500m des 12 km langen Rundkurses, in der verpflegt werden darf. Nirgendwo anders. Nur von rechts in Fahrtrichtung. Anders als bei so manchen Rennen.

Den Start haben wir noch sehen können: Katharina als erste weg. Im Tunnel hört Sie mich nicht, als ich sie noch anfeuere. Ein gutes Zeichen. Dann zurück und irgendwie zu dieser Verpflegungsstelle kommen, bevor die beiden Trinkflaschen im Motorrad Case anfangen zu kochen…

Die Mädels mussten 132 Km bei 30 Grad fahren. Da freut man sich schon irgendwann über einen kühlen Schluck. Aufs Motorrad und um die Strecke außen rum irgendwie. Wieder auf die Strecke gestoßen aber Sackgasse! Das Ordnungsamt gefragt. Antwort lohnt es nicht aufzuschreiben und meine Gedanken dazu schreibe ich auch besser nicht auf.

Also zu Fuß weiter. Mit zwei Trinkflaschen in der Hand los gelaufen. Dann der BDR (Bund Deutscher Radfahrer) auf dem Motorrad. Hält neben mir. „Du willst aber nicht verpflegen hier, oder?“ „Nein“, sage ich, „aber wo ist denn die Verpflegungszone?“. Es stellte sich heraus, dass es ca. 6 km waren bis dorthin. Meine Frage, ob ich auf dem Motorrad mitfahren könnte wurde müde belächelt, aber sogleich eine Lösung gesucht: „Ich hole Dir den Besenwagen!“

Per Funk dann den Besenwagen angefordert: „Hier steht jemand mit einer rosa Kappe, der braucht eine Fahrt bis zur Verpflegung!“ Hätte doch eine andere Kappe anziehen sollen, kommt es in meinen Kopf. Feld rauscht vorbei. Besenwagen kommt näher. Und näher und näher. Hält an. Ich springe rein. „Einmal Verpflegungsstelle bitte!“ Dem Feld hinterher werde ich dankend an der Verpflegung abgesetzt. Eine Streckenbesichtigung der anderen Art! Hier noch mal der riesen Dank an den BDR! Ich suche mir an der Verpflegungsstelle einen Platz.

 

Schön weit weg von allen und zum ersten Mal fällt mir auf, was hier eigentlich passiert: Zum Beispiel das „Team Canyon SRAM Racing“ fuhr mit eigenem Wohnmobil an. Betreuerstab. Unterstützer. Übernachtung. Begleitfahrzeug à la Tour de France, welches im Rennen mitfuhr, jede Runde. Dachgepäckträger. Auto beklebt bzw. foliert. Und was es sonst noch gab! Profis eben.

Ich stand da mit meinem zwei lauwarmen Trinkflaschen und der Rosa Basecap. Kurze Butz. In der knallenden Sonne. Musste lächeln und aufpassen, denn schon bald kamen sie für mich das erste Mal an dieser Stelle vorbei: „Caaarrmmeeennnn Katthhhaariiinnnaaaaa!“ Keine Antwort. Niemand gesehen.

Feld rauscht mir 40 Km/h vorbei. Betreuer gehen zurück in ihren Camper. Ich stehe da wieder. Alleine mit kurzer Butz. 31 Grad.

Warten auf die nächste Runde. Wieder erst die wenigen Führenden, die bis zu 4,5 min Vorsprung hatten und dann das Feld. Trinkflachen hochhalten und fotografieren und… vergesse zu rufen. Mist. Wieder niemand gesehen. Sind sie noch dabei? Kurze Butz.

Warten. 32 Grad. Trinkflaschen werden wärmer und wärmer. Neben mir im Gras eine verendete Blindschleiche die wohl beim Mähen des Seitenstreifens nicht schnell genug war. Geschnitten, nicht am Stück. Wie in einem Western Movie. Nächste Runde. Führungsgruppe. Ich grüße jetzt schon den Polizisten auf dem Motorrad. Irgendwie schon Freunde geworden. Ob es an meiner Cap liegt?

Gedanken wegwischen und diesmal brüllen. Übe das Brüllen mit mir selber ein wenig. Dann kommen Sie. Ich brülle wieder „Kaatthaarinaaaaa Caaarmennnnn“ und dann sehe ich sie. Beide auf meiner Seite. Beide ganz nah beieinander. BEIDE????? Wie soll ich alleine zwei verpflegen???? Aber nur Katharina streckt den Arm aus. Sooo Geschwindigkeit mit aufnehmen und nicht zu feste halten, aber auch nicht lose und Schwupps: Zugegriffen und weg ist die Flasche. Nie geübt. Aber klappt. Sie werden es sich ja teilen können denke, falls es nicht zu heiß ist, dass sie es erst abkühlen lassen müssen….;-)

Nächste Runde. Hello Officer. Kurze Butz. 33 Grad Fieberwahn. Ein Bier wäre geil. Führungsgruppe. Feld. Schreien. Carmen kommt nah und Geschwindigkeit annehmen und …. Schwupps….!

Auch diese Flasche überreicht. Einwandfrei, denke ich. Keine Flaschen mehr da, also zurück. Aber kein Besenwagen kommt. Mist. Also 3,3 km durch die Pampa abgekürzt zum Motorrad. Angekommen. IN die Lederkleidung gestiegen: 40 Grad bestimmt! Losgefahren. Und erst später erfahren, dass Carmen den 34 Platz mit 21 Sekunden Rückstand und noch durch einen Sturz behindert und Katharina im Zielsprint auf einem sensationellen 6. Platz gelandet ist! Und das, obwohl Beide zuvor den Tag noch das Einzelzeitfahren mit Platz 13 und Platz 49 abgeschlossen hatten. Aber darüber werden die beiden selber berichten….

Mädels wir sind stolz auf Euch!

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