Tannheimer-Tal-Marathon

Tannheim war eine Reise wert…. 

Bereits seit Jahren hatte ich den Tannheimer-Tal-Marathon als weißen Fleck auf meiner radsportlichen Agenda, zumal alle meine Radsportkollegen, die bereits teilgenommen hatten, von der besonderen Atmosphäre, der tollen Organisation und dem familiären Flair der Veranstaltung schwärmten.


 

In diesem Jahr passte der Termin dann auch in meine Urlaubs- und Wettkampfplanung, und somit machte ich mich mit meinem ebenfalls rennradbegeisterten Nachbarn Ralf Baum auf ins wunderschön gelegene Tannheimer Tal, um uns selbst ein Bild zu machen. Die Veranstalter bieten insgesamt 3 Strecken zur Auswahl an:

 die eigentliche Marathondistanz (230 KM mit 3.300 HM) und zwei Kurzstrecken (130 KM mit 930 HM und 86 KM mit 690 HM).

 

Da in diesem Jahr mein Saisonhöhepunkt abermals beim Masters Radweltpokal in Sankt Johann / Tirol stattfinden soll, entschied ich mich dafür, die kurze 86 KM Strecke „auf Zug zu fahren“ und dann mal zu schauen was hinten rauskommt…..

 

Im Vorfeld hatte ich den Kurs und das Höhenprofil studiert und festgestellt, dass im kurzen Rennen eigentlich nur ein längerer und etwas steilerer Anstieg – nämlich der Gaichtpass – zu bewältigen war. Mit einer Länge von 4,3 KM und einer zu bewältigenden Höhendifferenz von 211 HM verdient er allerdings die Bezeichnung Pass nur bedingt und kommt einem eher kraftvollen Fahrer wie mir – da er nicht lang und steil genug ist – entgegen.

 

An den Trainingstagen vor dem Marathon traf man unterwegs immer wieder auf bekannte Gesichter aus der rheinischen Radsportszene. Angefangen bei Marcel Wüst, der in der Woche vor dem Rennen für interessierte Radler geführte Touren und Radtechnikseminare anbietet und selbst mit einem riesigen Team seiner Casa Ciclista am Start steht sowie unter anderem die halbe „Locker und Lustig-Truppe“ mit Bernd Kolter, Jochen Wallenborn und Dirk Eichler.
Zu meiner Freude stellte ich dann vor Ort fest, dass auch der Sportskamerad Thomas Bartholome für die lange Marathondistanz gemeldet hatte und die HCC somit mit zwei Fahrern auf unterschiedlichen Distanzen vertreten sein wird.

Das Rennen: 

Wie es sich für einen vernünftigen Marathon gehört, wird die Startzeit immer recht früh angesetzt, und da macht Tannheim ebenfalls keine Ausnahme!!! Somit war um 4:30 Uhr – nach einer viel zu kurzen Nacht – die Welt für mich wieder in Ordnung…..zu allem Überfluss hatte Maxi Biewer ausgerechnet für den heutigen Sonntag gewittrige Regenfälle bereits in den Morgenstunden für Nordtirol und das angrenzende Allgäu vorausgesagt. Wer mich kennt, weiß also, wieviel Lust ich auf das Rennen hatte. Aber jammern hilft nicht, die Mädels und Jungs auf der Langdistanz waren viel schlechter dran, und ich wollte das Rennen ja so oder so als Tempoeinheit nutzen.

 

Somit stand ich dann pünktlich um 7 Uhr mit insgesamt 233 Fahrerinnen und Fahrern der Mittel- und Kurzdistanz im Startblock, und wie bereits befürchtet, fing es dann kurz vor Start auch an zu regnen.

 

Die ersten ca. 5 Km wurden wir über zum Teil recht kleine und auch vom Straßenbelag schlechte Wirtschaftswege aus Tannheim herausgeleitet. Ich setzte mich zunächst gemeinsam mit Ralf Gacek vom Team Drinkuth an die Spitze des Feldes, um uns von vornherein aus allen hektischen Aktionen herauszuhalten und das Rennen über ein recht hohes Anfangstempo direkt schwer zu machen. Wir konnten uns zunächst mit zwei Fahrern vom Team TSG Leutkirch bis auf 400 Meter vom Feld absetzen und gingen in dieser Konstallation in die ca. 10 km lange Abfahrt nach Pfronten. Aufgrund des starken Regens und einiger Viehgatter in der Abfahrt entschied ich mich allerdings dazu, die zwei Jungspunde aus Leutkirch fahren zu lassen, und mit der nachfolgenden Gruppe von ca. 30 Fahrern über eine gut organisierte Nachführarbeit im Lechtal wieder auf die Beiden aufzurollen. Dieses Unterfangen misslang allerdings gründlich, da aus der Gruppe heraus lediglich einen Handvoll Fahrer bereit war, in die Führung zu gehen und das Tempo hochzuhalten. Die beiden führenden waren nicht mehr gesehen und konnten somit einem ungefährdeten Sieg auf der 130 KM Mitteldistanz entgegen fahren.

 

Bis zur Streckenteilung in Martinau blieb unsere Gruppe auch so zusammen. Zu meiner Verwunderung bogen dann aber nur zwei Fahrer mit mir auf die 86 KM Runde ab, die ganze restliche Gruppe bevorzugte es, sich noch ein bisschen auf der Mitteldistanz weh zu tun. Lustigerweise war einer der beiden Mitstreiter mein ehemaliger Teamchef Rene Conca vom Team Drinkuth sowie Dirk Hertgen von der Casa Ciclista. Da Rene schon einiges an Körnern gelassen hatte und mit Magenproblemen kämpfte, wechselten Dirk und ich uns in der Führungsarbeit – nun mit Rückenwind – ab, und erreichten so zu dritt in Weißenbach den Einstieg in den Eingangs erwähnten Gaichtpass.

Getreu dem Motto „schau mir in die Augen, Kleines“ machte ich mich nun daran, im Anstieg das Rennen für mich zu entscheiden und den berühmten Deckel drauf zu machen. Meine Beine fühlten sich trotz des Regens noch super an, und schnell konnte ich ein großes Loch zwischen Dirk und mich reißen. Bald war dann von meinen beiden Konkurrenten nichts mehr zu sehen. Auf der Passhöhe fuhr dann der Jurywagen an mich heran und gab mir die Info, dass ich mit meiner Attacke im Gaichtpass einen Vorsprung von fast 4 Minuten herausgefahren hatte. Ab diesem Zeitpunkt ging es für mich eigentlich dann „nur noch“ darum, die bis dato bestehende Bestzeit von 2 Std. 22 min. zu unterbieten, ein nicht ganz leichtes Unterfangen, erwartete mich doch Eingangs des Tannheimer Tales massiver Gegenwind, gepaart mit einer weiteren massiven Regenschauer.

 

Beflügelt durch die Aussicht, das Rennen tatsächlich gewinnen zu können und meine immer noch erstaunlich gut arbeitenden „Kolben“ sagte ich mir ´das muss das Boot abkönnen, KaLeu´, also Kopf runter, Unterlenker und all out.

 Im Ziel stand dann eine Zeit von 2 Std. 19 min. auf der Uhr, und ich konnte einen deutlichen und so nicht erwarteten Vorsprung von 11 Min. auf den
Zweitplatzierten Maximilian von Lippe vom MRSC Ottenbach herausfahren, der tatsächlich Dirk Hertgen (mit technischem Problem) und Rene Conca noch überholen konnte.

 

Fazit: trotz der wiedrigen Umstände ausreichend Druck auf dem Pedal. Der Saison-Höhepunkt mit den Rennen um den Radweltpokal im August in St. Johann kann kommen. Aber zunächst freue ich mich auf eine schönes und hoffentlich erfolgreiches „Rad am Ring“ als „Edelhelfer“ für unser „E-Vieh“. Die Veranstaltung kann ich nur allen wärmstens an Herz legen, und vielleicht können wir von der HCC ja auch in Tannheim mal in Mannschaftsstärke antreten.

 

PS. Gratulation an unseren Thomas Bartholome zu einem extrem starken 28sten Platz Gesamt und einem 10ten Platz in der AK auf der 230 km-Distanz!!! 

Nick Nagel

 

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